Mein Name ist Giovanna, ich bin in der Toskana aufgewachsen, in einem großen Haus auf dem Land am Ende einer Schotterstraße.
Die ersten Jahre meines Lebens verbrachte ich auf Wiesen, unter Bäumen, Weinreben und Olivenbäumen und mit unseren überaus geliebten Katzen. Im Haus wohnten immer irgendwelche mehr oder weniger vorübergehende Gäste und Helfer, aus der Schweiz (dem Land meiner Eltern), aus Deutschland, manchmal auch aus weiter entfernten Ländern.
Ich hörte Schweizerdeutsch, Hochdeutsch und Englisch sprechen. Als ich fünf war, begann ich im Kindergarten Italienisch zu lernen.
Die Natur vor der Haustür und die Abwesenheit von Fernsehgeräten nährten und förderten meine Vorstellungskraft und machten die Regeln des Evidenten überflüssig.
Die umfassende, stets spürbare Spiritualität meiner Mutter öffnete mir die Tür zu meinem persönlichen, etwas magischen Ansatz an die Dinge, der in den Tieren, die ich male, sehr präsent ist.
Ich habe schon immer gerne gemalt, aber mir fehlte die Technik, um das, was ich mir vorstellte, zu verwirklichen. Im Turiner Atelier des Malers Francesco di Lernia, meinem außerordentlichen und weisen Lehrer, habe ich verschiedene Techniken gelernt und vertiefe sie immer noch.
Die Tiere in meinen Gemälden sind das Ergebnis realer Begegnungen oder von Träumen oder einfach von Faszination und Spaß an der Erschaffung farbenfroher Fantasiewelten.
Von meiner Mutter habe ich das Nähen gelernt, sie hat es wiederum von ihrer professionell als Schneiderin arbeitenden Mutter gelernt. Ich ändere, recycle oder nähe neue Kleidungsstücke. Seit Jahren sammle ich Stoffe, neue und gebrauchte, aus Kleidungsstücken, die ich nicht mehr benutze, oder die ich extra wegen des Stoffes kaufe. Meine Mutter schenkt mir Reste aus ihren Kreationen.
In Florenz, wo ich Literatur studierte, beeindruckte mich die künstlerische Technik einer Nachbarin, die Landschaften schuf, indem sie geduldig Stoffstreifen um Stoffstreifen zusammenklebte. Der grobe Charakter des sich rau anfühlenden Ergebnisses gefiel mir besonders gut.
Ich vergaß es wieder.
Erst Jahre später, in Francescos Atelier in Turin, malte ich mein erstes Bild mit einem Untergrund aus aufgeklebten Stoffresten, auf den ich mit Acrylfarben eine Gestalt malte. Endlich hatte ich ‚meine‘ Technik gefunden. Zuerst verwendete ich größere Stoffteile, dann merkte ich, dass ich lieber mit kleinen Stoffresten collagierte, um Nuancen und komplexere Passagen zu schaffen und schließlich die Motive darauf zu malen. Für diese Untergründe kann ich auf das gesamte Material zurückgreifen, das ich im Laufe der Jahre gesammelt habe.
Die Stoffe sind ein aktiver Teil des Prozesses: Ich weiß, dass das Bild, das ich im Kopf habe, durch die mir zur Verfügung stehenden Stoffe seinen eigenen Weg nehmen wird. Ich kenne den Ausgangspunkt, aber nicht das Endresultat, das mich jedes Mal überrascht.
Um meine Zeit zu finanzieren, arbeite ich als Übersetzerin.